Interrail-Insights und Inspirationen

On the rail, again …

Was für ein Erlebnis!

Interrail – mit dem Zug durch Europa.

Und ja, ich weiß, die meisten machen diese Erfahrung als Jugendliche.

Mit 57 mag dies ungewöhnlich sein. Allerdings war ich den Umständen und mir so dankbar, es gerade jetzt genießen zu können. Denn ich weiß genau, was ich möchte, habe keine Angst, etwas zu verpassen, kann mir Eintritte und Konzerte eher leisten und kann vor allem Kunst und Kultur mit einem Wissen verbinden, das ich als 17-Jährige einfach noch nicht gehabt habe. Und so ist es als Erwachsene ein Geschenk, dies tun zu können.

Meine Reise führte mich von Zürich nach Straßburg, Antwerpen, Amsterdam, Hamburg, Bratislava und Budapest.

Die facts meiner Reise

Meine subjektiven Highlights waren in aller Kürze:

  • Die schönsten Gemälde habe ich in Amsterdam bewundert. Im Rijksmuseum die Zeit zu vergessen, war wunderbar.
  • Das beste Brot gab es in Straßburg, Baguette mit salziger Butter – ein Gedicht!
  • Den ungewöhnlichsten Tearoom habe ich in Bratislava entdeckt. In einem Luftschutzbunker ganz tief unterhalb der Stadt wird feinster Tee ausgeschenkt.
Hier genieße ich köstlichsten Assam aus Thailand mit Bratislava Roll, einem Kipferl mit Walnussfülle im African Room einige Meter unter der Erde in einem Bunker
  • Meine schönste und intensivste Begegnung hatte ich in Zürich – im Landesmuseum kam ich in ein wundervolles, tiefgründiges Gespräch mit einer Mitarbeiterin, das noch lange anhält. Wenn du mehr darüber nachlesen möchtest, ich habe einen Artikel auf meinem anderen Blog TeacherSPA verfasst. hier
  • Den prächtigsten Garten konnte ich in Hamburg genießen – im „Planten un Bloomen“ kann man stundenlang gratis und mitten in der Stadt lustwandeln.
  • Das ungewöhnlichste Lokal war in Antwerpen zu finden – „Elfde Gebod“ zeichnet sich durch eine sehr eklektische Dekoration aus, nämlich mit einer Unzahl von Heiligenfiguren.
  • Das beste Essen fand ich in Budapest (neben den Klassikern zum Beispiel auch eine kalte Fruchtsuppe) und in Straßburg.
Kalte Erdbeersuppe mit Holundernockerl – so fein bei 30° in Budapest
  • Meine berührendste Erfahrung hatte ich in der Kirche in Antwerpen, in der es einem Pastor gelungen ist, wertvolle Gemälde mit Lyrik und seinen Worten so zu verbinden, dass diese Botschaften direkt in mein Herz treffen. Näheres darüber findest du im Artikel hier.
  • Das schönste Konzert war ein Geburtstagsgeschenk meines Mannes – wir waren gemeinsam in Hamburg in der Elbphilharmonie, dort schlicht Elphi genannt und haben einem Holzbläser-Ensemble beim Spielen von Mozart-Konzerten gelauscht.
  • Der beeindruckendste Ausblick war von Bratislava Hrad – hier kann man bis nach Österreich sehen. Und natürlich auch von der Elbphilharmonie über den Hafen von Hamburg.
  • Der erhellendste Perspektivenwechsel war eine Stadterkundung an der Seite meiner Freundin, die sich im Rollstuhl fortbewegt.
  • Die schönsten Bücher habe ich in Antwerpen entdeckt, und zwar im Museum Plantin. Hier wurden schon ab dem 16. Jahrhundert die wunderbarsten Schriftstücke gedruckt.
  • Die entspannendste Zeit habe ich in der Therme Széchenyi in Budapest verbracht.
  • Den besten (und teuersten) Kaffee und Kuchen habe ich in Bratislava in der wunderschönen Konditorei Kormuth genießen können.
  • Und den besten Kaffee in Hamburg, in der Kaffeerösterei in der Speicherstadt.

Meine Insights, die ich gewinnen durfte:

  • Ich muss und will Reise-Eindrücke verdauen. Daher sind immer wieder Pausen hilfreich.
  • Being highly-sensitive mag im Alltag oft anstrengend und belastend sein, auf Reisen und vor allem beim Erleben von Kunst ist es ein unglaubliches Geschenk.
  • Luxus ist eine Angelegenheit des Mind-Sets.
  • Auch wenn das „Große Ganze“ (Vorhaben) etwas furchteinflößend sein mag, so ist alles in kleinen Babysteps ganz einfach zu bewältigen.
  • Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn die Basics von guter Qualität sind, wie Brot, Wasser, Obst, Nüsse, Schokolade … Dann brauche ich auch keine ausladenden Buffets.
  • Reisen macht demütig – „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Ich habe es als beschämend empfunden, wie wenig mir die Geschichte selbst unserer Nachbarn bewusst ist (von der meiner neuen Bekanntschaften aus Taiwan oder Hongkong ganz zu schweigen) und wie sehr wir uns oft fälschlicherweise als den Nabel der Welt sehen.

Falls du nun auch Lust bekommen hast auf ein Interrail-Abenteuer, hier noch ein paar Tipps von mir:

  • Kaufe dein Ticket, wenn möglich, im Angebot. Es gibt immer wieder Sales, zum Beispiel am Black Friday um minus 25%.
  • Besorge dir ein 1.Klasse-Ticket. So kannst du nicht nur bequem reisen, sondern auch in manchen Ländern die Lounge am Bahnhof benutzen.
  • Wähle einen großzügigen Zeitraum. Du kannst deine Interrail-Reise auch unterbrechen und in mehreren kleineren Etappen genießen.
Meine erste Interrail-Tour, und weitere folgen
  • Ich habe 3-4 Übernachtungen pro Stadt eingeplant, meist in einem Hotel entweder im Zentrum oder in Bahnhofsnähe. Das war ideal.
  • Schreibe ein Journal und verarbeite deine Eindrücke sofort. Ich hatte natürlich mein Bujo mit, in das ich auch Erinnerungen einklebe und meine Erlebnisse und Gedanken festhalte.

Es war ein wunderbares Abenteuer, und ich vermute, es wird weitere Interrail-Reisen in meiner Zukunft geben.

  1. Liebe Gudrun,
    danke für diesen Blog-Beitrag, der macht mir grade so richtig Lust, auch mit Interrail loszuziehen! Antwerpen zum Beispiel steht schon lange auf meiner Reise-Wunschliste…
    Das mit dem Kaffee in der Hamburger Speicherstadt kann ich gut nachvollziehen. Ich hab da mal einen frisch gemahlenen kubanischen Kaffee getrunken; ich glaube, danach bin ich stundenlang zehn Zentimeter über dem Boden geschwebt, so viel Energie hatte dieser Kaffee! Und überhaupt, die Speicherstadt… sooo schön!
    Danke für´s Reiselust machen!

    1. Avatar von Gudrun

      Sehr gerne, liebe Ute – Interrail ist wirklich toll. Und Antwerpen sowieso. Und lass etwas von dir hören, wenn du auf Reisen bist. Alles Liebe!

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