Meine Lieblingsgärten in England und warum sie etwas ganz Besonderes sind

Foto: Friedrich_Schweiger

Englische Gärten sind meist lieblich, liebevoll angelegt und gepflegt und überraschen mit unglaublicher Schönheit, Ideen, Sorgfalt und Humor. Sie bezaubern mich immer wieder, ob bei großen Anwesen mit einem Team an „horticultural experts“ oder auch in einem winzigen Fleckchen Erde vor einem privaten Zuhause. Es ist nicht nur das Klima von Regen, Sonne und Boden, sondern auch das Klima der gefühlt kollektiven Leidenschaft, die die Bewohner*innen der Insel(n) ausstrahlen, das dazu beiträgt.

Und aus der Fülle dieser wundervollen Orte, die ich auf meinen jährlichen Reisen nach Großbritannien entdeckt habe, möchte ich dir hier drei ganz besondere Gärten vorstellen, die nicht nur vom botanischen Blickwinkel aus großartig sind, sondern auf Schritt und Tritt Kunst atmen.

Sissinghurst Castle Garden

ist wohl der berühmteste davon. Im Süden in der Grafschaft Kent gelegen, verdanken wir es dem ungerechten Umstand, dass eine junge Adelige das Anwesen ihrer Vorfahren nicht erben durfte, weil sie eine Frau war (dieses Thema wurde auch von der Serie „Downton Abbey“ aufgegriffen).

Und so verließ die junge Vita Sackville-West ihr geliebtes Knole (wunderschön, kann man auch besichtigen) und legte mit ihrem Mann Harold Nicolson Sissinghurst Garden an – ein Paradies mit von ihm geschaffener Gartenarchitektur und Räumen, die von ihr mit Pflanzen in besonderer Farbkomposition ausgefüllt wurden, die wie Gemälde wirken.

Sissinghurst Gartenräume von oben, Foto: Friedrich Schweiger

Es gibt dort etwa einen „blue garden“ mit Blau-, Lila-, Rosatönen, der sanft, altmodisch, melancholisch wirkt, gleich hinter einer hohen Hecke wird man dann vom „red garden“ überrascht, der mit feurigen Rot-, Orange- und Gelbtönen effektvoll eine ganz andere Atmosphäre erzeugt. Der Höhepunkt ist für mich der „white garden“, der mich jedes Mal betört in seiner Wirkung.

White Garden in Sissinghurst

Vita Sackville-West hat sich als Schriftstellerin in einem Turm dort einen ganz besonderen Schreibort eingerichtet – „a room of one’s own“, wie es Virginia Woolf (ihre Freundin und Liebe) empfiehlt.

Monk’s House

In Sussex gelegen, ist Monk’s House, der Zufluchtsort, Garten und Schreibraum von Virginia Woolf. Immer noch kann man voller Ehrfurcht durch die Zimmer ihres Cottages wandeln, das Leonard mit Virginia Woolf bewohnt hat, fern vom Trubel Londons, genauso unkonventionell wie sie selbst und ganz in der Nähe der geliebten Schwester von Virginia, der Malerin Vanessa Bell. Alle drei waren Vertreter*innen der berühmten Bloomsbury Group.

Monk’s House Garden: Foto Friedrich Schweiger

Inmitten des romantischen Gartens befindet sich das Schreibhäuschen, das Leonard für Virginia gebaut hat – ein magischer Ort, an dem sie zwischen Rosen, Apfelbäumen und einem Blütenmeer über die Rolle von Frauen in der Literatur nachdachte und mit grüner Tinte an ihrem Lebenswerk schrieb.

Chartwell

Chartwell – ein Anwesen als Rückzugsort und Family-Home, das von Winston Churchill und seiner Familie bewohnt wurde. Hier hat er geschrieben (er ist neben seinen vielen Funktionen auch ein Literaturnobelpreisträger) und war mit Begeisterung im Garten aktiv. Besonders romantisch und herzerwärmend finde ich, dass er seiner Frau Clementine zur goldenen Hochzeit einen Garten mit 50 verschiedenartigen goldenen Rosenbüschen angelegt hat.

Chartwell und Katze Marmalade; Foto: Friedrich Schweiger

Diese Frau hat ihn, als er aufgrund politischer Umstände und wohl auch Überlastung unter Depressionen zu leiden begann, dazu gebracht, zu malen. Dies wurde dann zu einer seiner lebenslangen Leidenschaften, einer zwar späten, aber umso intensiveren Liebe. Es entstanden in seinem Gartenstudio hunderte Bilder.

Er meint dazu: „If it weren’t for painting, I could not live; I could not bear the strain of things.“ Winston Churchill 1921

Winston Churchill’s Atelier auf Chartwell, Foto: Friedrich_Schweiger

Warum diese Orte mehr sind als Reisetipps

Diese drei Gärten sind nicht nur botanische und historische Juwelen, sie sind Spiegel ihrer Bewohner und geben uns Einblicke in das Leben dieser Persönlichkeiten. Sie zeigen, dass es Räume braucht, in denen Gedanken wachsen dürfen und dass Kreativität genährt werden will – durch Schönheit, Stille und Staunen. Diese Orte verbinden die Liebe zu den Pflanzen mit Kunst, wie etwa Malerei und Schriftstellerei. Ich habe mich ermutigt gefühlt, mich wieder mehr meiner „Botanical Art“ zu widmen und mich von Churchill inspirieren zu lassen. Wenn es für ihn und sein Seelenheil mit seinen unglaublichen Herausforderungen und Verpflichtungen hilfreich war, dann tut es mir mit meinen bestimmt auch gut. Und Schreiben, insbesondere Journaling im Garten, wie auch Malen sind immer besonders und wirkungsvoll.

Wenn du mehr zur schillernden Vita Sackville-West und zur genialen Virginia Woolf wissen und mit mir gemeinsam, inspiriert von ihnen (oder anderen wundervollen Frauen) schreiben möchtest, dann lade ich dich zu meinem Angebot „Phenomenal Women Write!“ ein, meinem Online-Schreibformat, in dem du dir Monat für Monat kreative Auszeit gönnen kannst. Jedes Modul stellt eine außergewöhnliche Frau vor und lädt dich ein, dich mit ihren Gedanken, ihrem Mut und deiner eigenen Stimme zu verbinden. Mit liebevollen Journaling-Impulsen Schreiben als Self-Care – ganz entspannt – auf deine Art. Alle Informationen dazu findest du hier: https://workshop.plusquamperfekt.at/

Wenn du dich für „Botanical Art“ interessierst, bist du bei Carina Irlbacher bestens aufgehoben – hier ist ihr wunderschöner Blog: https://www.botanicalheart.de/ – auf dem dieser Artikel übrigens in Kürze als Gastblog erscheinen wird.

Mögest du deinen inneren Garten pflegen – mit Worten, Farben oder einfach mit Staunen.

Keep writing – keep painting – keep shining!

Herzlich, Gudrun Hermann

Psssttt! Sowohl in Sissinghurst Garden wie auch in Monk’s Garden habe ich heuer „heimlich“ ein Youtube-Short gedreht – ganz spontan und unprofessionell, aber dafür mit umso mehr Freude und Bewegt-Sein. Du findest es auf meinem Youtube-Kanal …

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