„Sei realistisch, plane ein Wunder“

Foto: Friedrich Schweiger

Das steht als Slogan auf dem Cover auf einem meiner unzähligen Schreibhefte und soll das Motto sein für den heutigen Blogartikel anlässlich des Frauentages.

Ich habe heuer beschlossen, diesen nicht nur vorbeiziehen zu lassen wie jeden anderen Tag, sondern ein Wochenende zu feiern mit einer Auswahl interessanter Frauen, die mein Leben berühren.

So viele, ob zufällige Bekanntschaften, private oder berufliche Verbindungen, aber auch in der Literatur, in den Medien und in der Geschichte haben mich geprägt und geformt, mein Denken und Tun geschärft, mich klüger, empathischer und achtsamer gemacht. Viele sind vorausgegangen, haben gekämpft, ihr Leben unkonventionell geführt, Grenzen ausgeweitet, es für mich und nachfolgende Frauen leichter gemacht.

Eine Frau zu sein bedeutet für mich, mich müde zu fühlen – vieles hat unglaublich viel Kraft und Energie gekostet, es zu erreichen, von den akademischen Studien angefangen, Beruf und Familie zu vereinbaren, den mental load zu tragen, bis hin zu alltäglichen Auseinandersetzungen mit einer sich verändernden Rolle. Und all das unter einem sehr unklaren Anforderungsprofil mit deutlichen, allerdings auch oft widersprüchlichen Erwartungen von außen: Mutter sein, aber nicht nur, Karriere zu machen, aber nicht zuviel, klug zu sein, aber nicht bedrohlich, schön und schlank zu sein, aber nicht arrogant, uvm. Und noch deutlicheren von innen.

Bei einer Lesung von Siljarosa Schletterer „Entschämung“ wird mir bewusst, wie stark das Machtinstrument Scham von mir schon so internalisiert wurde und antizipiert wird, dass von außen kaum Kontrolle nötig ist, in den Bahnen des Funktionierens gehalten zu werden – es wurde ankonditioniert wie bei einem indischen Elefanten, der nur als Baby angebunden werden muss an einen kleinen Baum und so lernt, sich an den ihm zugedachten Raum zu beschränken. Als ausgewachsenes Tier könnte es mühelos ausbrechen, wäre es nicht in einem inneren Gefängnis eingeschlossen.

Zum Glück gibt es immer wieder Schaffen von Bewusstsein von wundervollen Frauen wie Maya Angelou zum Beispiel durch ihre Kunst, ihr Schreiben, wie etwa ihr Gedicht „I Know Why The Caged Bird Sings“. Und es hilft mir, gleichzeitig mit Siljarosa Schletterers gesäten Gedanken und Worten, „Entschämung“ und somit das Wunder der Heilung zu planen.

Schnipselgedicht von mir bei einem Workshop im Schreibraum in IBK

Ich feiere meine Vorfahrinnen, die Frauen in meinem Umfeld und darüber hinaus und begreife mich als Teil einer globalen Sisterhood, die nun wieder einmal vor den großen Herausforderungen steht, bereits Erreichtes zu bewahren, für viele Unerreichtes zu erlangen, eine Mahnerin für Menschlichkeit und eine Kämpferin für eine gerechte Zukunft zu sein. Und dazu gilt es, weiblich gelesenes und gelebtes Leben zu würdigen, Frauen sichtbar zu machen und in der Solidarität und im Vernetzen zu stärken als notwendigen Gegenpol zu den aktuellen gruseligen politischen Trends.

Ich möchte ein Netz von Schönheit und Empathie, von Verbundenheit und Ermutigung, von sorgfältig gewählten Worten und einen achtsamen Umgang miteinander über das Laute legen, wissend, wir sind mehr!

Lasst uns dieses Wunder planen und mit großer Hoffnung an die Realisierung glauben!

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