
Wenn du diesen Titel liest, welche spontane Reaktion löst er in dir aus?
Bei mir eindeutig Ambivalenz: Einerseits gibt es diese Fülle an nahezu unendlichen Möglichkeiten, die offenstehen. Und andererseits denk ich an einen Spießrutenlauf durch einen Glaubenssätze-Parcours und Bewertungsdschungel.
Genau das Gefühl war wieder präsent, als ich kürzlich diese Werbung in einer alten Zeitschrift vom Dezember 1984 entdeckt habe. Sie hat mich in mein Mädchen-Sein von 17 Jahren zurückkatapultiert.
Und auch dieser Emotionscocktail war wieder so deutlich spürbar. Ich war gerührt über die große Hoffnung und unbändige Lust meines jüngeren Ichs auf die Zukunft, mit so vielen neuen Optionen, die wir, auf den Schultern unserer kämpferischen Vorgängerinnen stehend, erreichen konnten, wie den Zugang zur Bildung, die Wahl der Beziehungsformen, die Vorstellung vom eigenen Geld und viele mehr. Die Sehnsucht nach Freiheit war soooo (ver-)lockend.
Gleichzeitig aber war da eine tiefe Verunsicherung, genährt durch eine stete Bewertung von außen, ein enges normatives Korsett, das die innere Kritikerin unbewusst aufgegriffen und damit ständig die Begleitmusik zum Entwickeln geliefert hat.
„Bin ich x … genug? (x= schön, schlank, klug, attraktiv, …)“
Das Perfide daran war, das „richtige“ Maß war äußerst eng gefasst und noch dazu zum Teil widersprüchlich und somit unerreichbar: Du solltest (und sollst ?)
- groß sein, aber nicht größer als (d)ein Mann
- brav sein, aber nicht langweilig
- eine gute Schülerin, aber keine Streberin
- klug, aber nicht zu gescheit oder intellektuell, nur soviel, dass es anregend ist als Gesprächspartnerin
- schön, aber nicht arrogant
Am besten hast du lauter (unerreichbar) großartige Eigenschaften, bist dir derer aber nicht bewusst, damit du ja nicht eingebildet oder zu selbstsicher bist. Verharre lieber im permanenten Zustand des Zweifelns, der Scham, nicht zu genügen und bleibe somit auch anfällig für die Angebote der Konsumgesellschaft.
Lisa Ortgies spricht in einer sehr aufschlussreichen Podcast-Episode mit Melanie Wolters darüber, insbesondere wie uns dies bis heute beeinflusst, selbst „gestandene und toughe Frauen“. Hör dir das an – eine klare Empfehlung!
Diese Zeit des Mädchen-Seins mit all den überwältigenden Gefühlsregungen hat mich so lange (ja, auch bis heute noch) geprägt, geformt, mein Leben so erschwert. Ich habe großes Mitgefühl für mein inneres Mädchen.
Wenn es dir auch so geht, dann verrate mir doch: Was würdest du aus heutiger Sicht deinem damaligen Mädchen-Ich so gerne sagen?
Ich fange an: „Du bist – das genügt. Und nun habe Spaß daran, DEIN Leben zu erforschen und DEINE Talente zu entwickeln, meine Süße. Und natürlich wirst du das schaffen – daran habe ich zero doubt.“
Und nun du: Auf welche klugen und tröstenden Sätze darf sich dein inneres Mädchen freuen? Wenn du diese in den Kommentaren teilst, freuen sich auch noch alle weiteren Mädchen, die den Blog mitlesen.
Alles Liebe,
Gudrun
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