
Seit Jahrzehnten zieht es mich mindestens einmal im Jahr in die Ferne – und ganz treffsicher nach England – es fühlt sich wie Heimweh an. Und dann packen wir unsere leeren Koffer ins Auto (voll werden sie mit Büchern und Teebeutel beim Heimfahren) und los geht’s. Für manche von euch mag das vielleicht unverständlich sein, wo es doch dort IMMER regnet und das Essen auch nicht so besonders sein soll. Ach, ihr Ungläubigen 😁!
Ich habe vor kurzem schon diesen Blogeintrag geschrieben: „Happy, happy! 5 ungewöhnliche Gründe, warum mich England glücklich macht.“ Heute geht’s weiter mit Nr. 6 bis 10.
6. Die liebenswürdige Sprache
Die Engländer*innen, die mir begegnen, sind von ausgesuchter Höflichkeit und Warmherzigkeit. „Would you mind?“, „Sorry“, „Excuse me“ sind selbstverständlich, aber auch die Frage wie „Are you all right?“ werden gerne mit „Love“ oder „Darling“ ergänzt, wenn man etwa müde wirkt oder suchend herumblickt. Ein warmer Ton, wie eine verbale Tasse Tee.
7. Das Akzeptieren von Kleinigkeiten, die man nicht ändern kann
Im letzten Blogartikel habe ich von der Chelsea Flower Show und den legendären Queues berichtet, die aufgrund der vielen, vielen Menschen dort entstehen, ob vor den Waschräumen oder den Essensverkaufsständen. Nicht nur, dass die Brit*innen ruhig und diszipliniert anstehen – und wirklich niemand kommt auf die Idee, sich vorzudrängen – man beginnt zu plaudern, alles ist entspannt und effizient, und niemand nörgelt. Als vor dem „Ladies“ Zelt etwa 30 Frauen anstanden, sagte eine Dame hinter mir: „Oh, that’s not bad!“ So mag ich’s. Zum britischen Gleichmut gehört im Übrigen auch das Wetter – „lovely drizzle“ oder „nice fresh breeze“, da würden uns auf Deutsch ganz andere Bezeichnungen einfallen. 😉
8. Understatement
Wir besuchen eine der vielen Sehenswürdigkeiten, ein kleines Landhaus mit Garten und werden beim Eingang von einer freiwilligen Mitarbeiterin höflich darauf hingewiesen: „The rose garden is quite nice. You might want to have a look if you have the time.“ Und als wir dann einen kleinen Garten mit 8 herrlichen Rosen sehen, denken wir: „Ach, wie schön.“ Wir waren damit schon sehr zufrieden, bis uns klar wurde, dass dies nur der Vorgarten vom Vorgarten war – der eigentliche Rosengarten hatte 400 (!) VERSCHIEDENE, historische Rosensorten, eine prächtiger als die andere, in Farben out of this world, alle sorgfältig beschriftet, mit betörendem Duft, dazwischen Irisvariationen und Pfingstrosen vom Feinsten – also ja: „quite nice“ – indeed!

9. Ihr Enthusiasmus, Gärten betreffend
Es ist nicht nur grandios, durch die verschiedenen Gärten in England zu lustwandeln und in tiefstem Respekt vor der Expertise der Horticultural Talents zu erschauern, es ist auch ein akustisches Erlebnis. Die Begeisterung der Brit*innen zeigt sich dergestalt, dass ihre Oooohs und Aaaahs in der Intonation ungeahnte Höhen erreichen und mit den Singvögelchen um die Wette zwitschern. Love it!
10. Being nice
Ich erlebe die Menschen hier nicht nur als höflich, sondern wirklich als liebenswürdig. Neulich trug ich ein blau gemustertes Kleid mit goldenen Sprenkeln. Mindestens 15 Personen sagten mir unabhängig voneinander: „I love your dress.“ oder „What a lovely dress, luv.“ Ob im Supermarkt oder beim Vintage Festival oder im Shopping Centre oder in einem Garten – wildfremde Menschen kommen auf mich zu, um mir ein Kompliment zu machen. Einfach so. Einfach nett. Einfach: NICE!

Und während andere Nationen damit kämpfen, great again zu werden – Great Britain ist es schon.
Herzliche Grüße aus Wiltshire,
Gudrun
Was liebst du an England? Schreibst du es mir in die Kommentare?
Schreiben Sie einen Kommentar